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Interview mit Professor Florian Sprenger

Florian Sprenger

1. Sie haben bereits mehrere Open Access-Titel publiziert, auch der kürzlich im transcript Verlag erschienene Band »Epistomologien des Umgebens«. Wo sehen Sie  die  Vorteile dieser Publikationsform?

Der bedeutendste Vorteil ist fraglos die freie Verfügbarkeit, verbunden mit der Möglichkeit, eigenständig die Verbreitung des eigenen Textes zu unterstützen, indem man das Buch auf die eigene Homepage oder die einschlägigen Plattformen lädt. Hinzu kommt die Tatsache, dass Open Access-Titel auch in Suchmaschinen häufiger gefunden werden, weil der Volltext zur Suche zur Verfügung steht. Diese Effekte verstärken sich gegenseitig.
 
Als Autor verschafft mir Open Access zudem mehr Souveränität gegenüber den anderen Instanzen des Publizierens: Zwar ist das Buch weiterhin eine Ware, für deren Publikation ich einen Druckkostenzuschuss bezahlen muss, doch habe ich das Gefühl, dass durch die Verfügbarkeit des Buches die Monopolstellung traditioneller Großverlage gebrochen werden kann ‒ oder könnte, wenn es denn mit klugen politischen Maßnahmen gelingt, die Versuche eben dieser Verlage zu bändigen, Open Access in eine Ausweitung ihres Geschäftsmodells zu verwandeln. Die Verfügbarkeit des Textes als PDF bringt zudem weitere Vorteile (gegebenenfalls aber auch Nachteile): Der Text ist durchsuchbar, ein Register erübrigt sich, selektives Lesen wird erleichtert.

Neben den Buchpublikationen bei transcript und Meson Press habe ich auch als Redakteur der Zeitschrift für Medienwissenschaft sehr gute Erfahrungen mit Open Access gesammelt. Seit dem Wechsel zum transcript-Verlag erscheint unsere Zeitschrift im goldenen Open Access, d.h. die Texte sind sofort verfügbar und nicht erst nach einem Jahr. Seitdem haben wir deutlich höhere Downloadzahlen registrieren können. Insbesondere die Zusammenarbeit mit dem medienwissenschaftlichen Repositorium in Marburg, bei dem unsere Texte ebenfalls archiviert werden, zeigt deutlich die Vorteile dieser Publikationsform.


2.  Warum haben Sie sich für die cc-by-nc-sa-Lizenz entschieden?

Diese Lizenz stellt neben den üblichen Aspekten von Creative Commons sicher, dass der Text bei einer möglichen Weiterverwendung nur nicht-kommerziell verwendet wird.


3.  Würden Sie kurz erläutern, wer die Finanzierung der Open Access-Gebühr übernommen hat?

Im Rahmen meiner Publikation war ich in der glücklichen Lage, dass das Forschungszentrum für historische Geisteswissenschaften der Universität Frankfurt die Druckkosten und die Johanna Quandt Young Academy (ebenfalls Universität Frankfurt) die Open Access-Gebühren übernommen hat. 

Es gibt zwar in Frankfurt, wie an den meisten deutschen Universitäten auch, einen Open Access-Fonds, doch übernimmt dieser leider keine Kosten für Monographien und ist in den meisten Fällen sehr stark auf die Finanzierung von Texten in naturwissenschaftlichen Journals ausgerichtet. Hier müsste meiner Meinung nach eine Möglichkeit geschaffen werden, dass auch ehrenamtlich betriebene Zeitschriften einfacher an Mittel für Open Access gelangen.


4.  Welche Bedeutung hat es für Sie, dass es auch eine gedruckte und qualitativ hochwertige Ausgabe Ihres Buches gibt?

In meinen Einführungsseminaren in die Medienwissenschaft gebe ich meinen Studierenden gern die Aufgabe, sich selbst beim Lesen unterschiedlicher Medien zu beobachten und herauszufinden, welches Medium sich für welchen Modus der Lektüre am besten eignet. Ein PDF ist ein anderes Medium als ein gedrucktes Buch und bringt entsprechend auch einen anderen Modus der Lektüre mit sich, der sich in unterschiedlichen Formen der Informationsaneignung äußert. Ein PDF ist durchsuchbar und damit für selektives Lesen prädestiniert, weil ich auch in großen Mengen an PDFs schnell die für mich relevanten Stellen identifizieren kann. 

Das Buch als Ding hingegen führt mir die Sequenzialität eines Textes vor Augen: Seiten folgen aufeinander und haben eine räumliche Ausdehnung, die es möglich macht, zu wissen, wo in einem Buch sich eine bestimmte Information befindet. Das Annotieren ist sehr viel einfacher und mit mehr Haftung am Material verbunden. 

Es lassen sich sicherlich noch viele weitere Aspekte ergänzen. Mir ist es aus diesen Gründen sehr wichtig, dass meine Bücher in beiden medialen Formaten erscheinen, um für unterschiedliche Aneignungen zugänglich zu sein.