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»Wir sind nicht allein als Publikationsorgan für unsere wissenschaftlichen Autor_innen, sondern auch im Interesse unserer Leser_innen unterwegs«
Max Steinbeis
Chief Editor Verfassungsblog
Was ist Ihr Verständnis des Blogs als wissenschaftliche Publikationsform?
Wir stehen an der Schnittstelle zwischen binnenwissenschaftlichem Expert_innendiskurs auf der einen und der politischen Öffentlichkeit auf der anderen Seite und verschaffen beiden zueinander einen Zugang: Die Öffentlichkeit bekommt Zugang zu wissenschaftlicher Expertise, die die Menschen benötigen, um sich eine informierte Meinung bilden zu können.
Und die Wissenschaft bekommt Zugang zum politischen und vorpolitischen Raum, um für und mit ihrer Expertise politisch besser wirksam werden zu können. Es geht um Zugang. Deshalb ist Open Access für uns so wichtig.
Welche Merkmale zeichnen den Blog im Verhältnis zu anderen, klassischen Formaten aus?
Wenn man unter Blog eine Website versteht, auf die Autor_innen ihre Texte auf eigene Rechnung hochladen, dann sind wir eigentlich gar kein Blog. Wir sind jedenfalls definitiv kein Social Medium. Wir veröffentlichen Texte, die wir redaktionell auswählen, inhaltlich und sprachlich intensiv lektorieren und verantworten.
Insoweit sind wir eigentlich ein ganz klassisches Format, nur eben von vornherein digital, woraus die Möglichkeit erwächst, schneller und aktueller zu publizieren als Medien, die noch einen langwierigen analogen Herstellungs- und Vertriebsprozess mitschleppen. Bis zu einem gewissen Grad sind wir auch diskursiver durch die Möglichkeit, Kommentare zu hinterlassen, aber die tritt durch das Überhandnehmen von Trollen und Spammern und die daraus resultierende Notwendigkeit von Redaktionsschleifen immer mehr in den Hintergrund.
Was auch noch einen Unterschied macht, ist unsere journalistische Herkunft: Wir sind nicht allein als Publikationsorgan für unsere wissenschaftlichen Autor_innen, sondern auch im Interesse unserer Leser_innen unterwegs, für die wir versuchen, aktiv Texte zu akquirieren, für die wir eine große aktuelle Nachfrage vermuten.
Was sind die Hauptargumente für potenzielle Förderer, Blogs als Co-Publisher (auch finanziell) zu unterstützen?
Das kommt auf den Blog an. Wenn er erfolgreich ist, d.h. die wissenschaftliche Community als Autor_innen und Leser_innen deutlich und nachhaltig von ihm Gebrauch macht, sollte sich die Notwendigkeit, ihn zu finanzieren, daraus von selbst ergeben.
Was ist Ihre Vision oder Idee des wissenschaftlichen Publizierens der Zukunft und welche Rolle spielen innovative und communitybasierte Formate dabei?
Der wissenschaftliche Diskurs muss offen und öffentlich stattfinden. Sowohl Autor_innen als auch Leser_innen müssen freien Zugang zu ihm haben, der nicht davon abhängt, dass sie selbst oder ihre Institution ihn erst einmal für Preise freikaufen müssen, die ein Oligopol kommerzieller Großverlage im Interesse ihrer Profitmaximierung der Wissenschaft diktiert.
Die Umstellung von Zugangshürden für Leser_innen in Gestalt von Paywalls auf Zugangshürden für Autor_innen in Gestalt von APCs ist nicht die Lösung, sondern vertieft das Problem sogar noch. Was not tut, ist eine gemeinwirtschaftliche wissenschaftliche Publikationslandschaft, in der Publisher und Bibliotheken faire und auskömmliche Preise aushandeln können, so dass an den Effizienzgewinnen der Digitalisierung alle teilhaben.
Weitere Informationen:
Maximilian Steinbeis
Chief Editor
Max Steinbeis Verfassungsblog GmbH
eMail: info@verfassungsblog.de
www.verfassungsblog.de