- Sie sind hier: Startseite
- News
- »Wissenschaftskommunikation und den Austausch von Wissen bestmöglich und disziplinspezifisch unterstützen«
News
»Wissenschaftskommunikation und den Austausch von Wissen bestmöglich und disziplinspezifisch unterstützen«
Dr. Angela Holzer
Referentin Wissenschaftliche Literaturversorgungs-
und Informationssysteme DFG
30.09.2021
Seit wann und warum hat sich die DFG entschieden auch Open Access-Publikationen zu fördern?
Die DFG fördert Open Access seitdem sie die Berliner Erklärung im Jahr 2003 unterzeichnet hat. Und schon vor diesem Zeitpunkt wurden einzelne Projekte zum Aufbau von Open-Access-Zeitschriften gefördert (u.a. des ›Forums Qualitative Sozialforschung‹). 2007 kam – auf Basis eines Positionspapiers – die Förderung von ›Vernetzten Repositorien‹ hinzu, im Jahr 2008 setzte die Einführung des Programms ›Wissenschaftliche Zeitschriften‹ einen weiteren Akzent.
Ab 2010 wurde die Publikation in goldenen Open Access-Zeitschriften über das Programm ›Open Access Publizieren‹ gefördert. Im Rahmen einer Pilotausschreibung zu ›Open-Access-Monographien‹ wurde z.B. Language Science Press gefördert. 2017 entstand die Unterstützung von ›Open-Access-Transformationsverträgen‹ und 2020 schließlich das Programm ›Open-Access-Publikationskosten‹. Das Programm ›Infrastruktur für wissenschaftliches Publizieren‹ wurde ebenfalls 2020 überarbeitet und bietet mit drei Förderschwerpunkten umfassende Unterstützung auch infrastruktureller Art für Open Access.
Das Programm ›Publikationsbeihilfe‹ wurde 2021 neu gefasst und ist nun auch auf die Unterstützung des Open Access ausgerichtet. Die DFG hat somit die Förderung des Open Access immer den aktuellen Bedingungen und Bedarfen angepasst und sieht sie wesentlich als funktional an. Ziel ist, die Wissenschaftskommunikation und den Austausch von Wissen bestmöglich und disziplinspezifisch zu unterstützen.
Welche Kriterien liegen der Förderung von Open Access zugrunde und welche Modelle bieten sie an?
Die DFG setzt sich für eine wissenschaftsgeleitete Open Access-Publikationskultur ein und unterstützt verschiedene Modelle, auch nach den Vorlieben der unterschiedlichen Fächer und Disziplinen. Dabei gibt es aktuell sowohl eine Förderung von Zuschüssen für Publikationsgebühren (APC, BPC), als auch eine Förderung im Kontext von Vertragsabschlüssen für Transformationsverträge oder eine Unterstützung von einzelnen Zeitschriften, Publikationsplattformen und anderen Infrastrukturen für Open Access.
Was die DFG nicht unterstützt, ist die Finanzierung von Publikationen in hybriden Zeitschriften, die eine Publikationsgebühr zusätzlich zur Lizenzgebühr verlangen, wenn kein Transformationsvertrag vorliegt.
Die DFG warnt Wissenschaftler*innen in Zusammenhang mit Open Access-Publikationen vor sogenannten ›Predatory Journals‹. Was hat es damit auf sich?
Bei ›Predatory Journals‹ handelt es sich um Zeitschriften, die Forschende mit oft aggressiver Werbung und scheinbar professionellem Auftreten zur Veröffentlichung von Beiträgen auffordern. Obwohl die Veröffentlichung gegen Zahlung einer Gebühr erfolgt, organisiert der Verlag keinerlei oder nur völlig unzureichende Maßnahmen der Qualitätssicherung oder täuscht solche Maßnahmen irreführenderweise vor. Oft werben die ›betrügerischen Verlage‹ mit Massen-Mails um Einreichungen. Diese Mails sind häufig personalisiert und beziehen sich dezidiert auf bereits erfolgte Publikationen einer Person, um den Werbeeffekt zu verstärken.
Die Betreiber von Predatory Journals scheinen das gleiche Publikationsgebühren-basierte Geschäftsmodell wie viele OpenAccess-Zeitschriften zu nutzen. Bei einer tatsächlich qualitätsgesicherten Open Access-Zeitschrift erfolgt jedoch zunächst ein Peer-Review-Verfahren – und erst nach der Annahme eines Beitrags wird eine Gebühr fällig. Predatory Journals verlangen die Gebühr meist bereits vorab und bieten nicht die gleichen Dienstleistungen.
Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung von Open Access und die damit verbundenen Aufgaben der DFG?
Die Herausforderungen für die Open Access-Transformation und die Entwicklung einer offenen Publikationskultur sind aktuell vielfältig. Das Positionspapier ›Informationsinfrastrukturen für die Wissenschaft‹ beschreibt die Sicht der DFG zur Open Access-Transformation. Die DFG hält die Herstellung einer Kostentransparenz für das Publizieren für sehr zentral, um eine Entwicklung der Preise wie bei den Lizenzgebühren zu vermeiden.
Die Verhandlung von kosteneffizienten und leistungsstarken Transformationsverträgen ist wichtig, so dass eine nachhaltige Beteiligung von deutschen Wissenschaftsorganisationen und Universitäten möglich ist. Es gilt auch, wissenschaftsgeleitete, qualitativ hochwertige Infrastrukturen zu unterstützen, wobei die Förderung da oftmals durch ihre Projektförmigkeit an ihre Grenzen stößt.
Wichtig ist auch, wie sich die Wissenschaftler_innen selbst entscheiden, welche Präferenzen sie entwickeln und was ihnen an den Publikationsorganen, die ihnen zur Verfügung stehen, wichtig ist. Die offene Publikationskultur wird sich aller Voraussicht nach durchsetzen, sie sollte das aber nicht um jeden Preis tun, sondern nach Kriterien, die nachhaltig und wissenschaftsfreundlich sind.
Die DFG ist 2020 Mitglied der Enable-Community geworden. Welche Ziele verbinden Sie damit?
Die DFG unterstützt Enable!, weil sie den Austausch zwischen allen Akteuren im Dienste vor allem der geisteswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Fächer bzw. aller buchpublizierenden Fächer sinnvoll findet. Wir versprechen uns gute, wissenschaftsfreundliche und von den Beteiligten, auch den Bibliotheken und den einzelnen Wissenschaftler_innen akzeptierte Modell- und Pilotentwicklungen und eine gute, auch für den deutschsprachigen wissenschaftlichen Buchmarkt ausgewogene Entwicklung.
Weitere Informationen:
Dr. Angela Holzer
Gruppe Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme
E-Mail: angela.holzer@dfg.de
https://www.dfg.de/