Florian Sprenger

1. Sie haben bereits mehrere Open Access-Titel publiziert, auch der kürzlich im transcript Verlag erschienene Band »Epistomologien des Umgebens«. Wo sehen Sie  die  Vorteile dieser Publikationsform?

Der bedeutendste Vorteil ist fraglos die freie Verfügbarkeit, verbunden mit der Möglichkeit, eigenständig die Verbreitung des eigenen Textes zu unterstützen, indem man das Buch auf die eigene Homepage oder die einschlägigen Plattformen lädt. Hinzu kommt die Tatsache, dass Open Access-Titel auch in Suchmaschinen häufiger gefunden werden, weil der Volltext zur Suche zur Verfügung steht. Diese Effekte verstärken sich gegenseitig.
 
Als Autor verschafft mir Open Access zudem mehr Souveränität gegenüber den anderen Instanzen des Publizierens: Zwar ist das Buch weiterhin eine Ware, für deren Publikation ich einen Druckkostenzuschuss bezahlen muss, doch habe ich das Gefühl, dass durch die Verfügbarkeit des Buches die Monopolstellung traditioneller Großverlage gebrochen werden kann ‒ oder könnte, wenn es denn mit klugen politischen Maßnahmen gelingt, die Versuche eben dieser Verlage zu bändigen, Open Access in eine Ausweitung ihres Geschäftsmodells zu verwandeln. Die Verfügbarkeit des Textes als PDF bringt zudem weitere Vorteile (gegebenenfalls aber auch Nachteile): Der Text ist durchsuchbar, ein Register erübrigt sich, selektives Lesen wird erleichtert.

Neben den Buchpublikationen bei transcript und Meson Press habe ich auch als Redakteur der Zeitschrift für Medienwissenschaft sehr gute Erfahrungen mit Open Access gesammelt. Seit dem Wechsel zum transcript-Verlag erscheint unsere Zeitschrift im goldenen Open Access, d.h. die Texte sind sofort verfügbar und nicht erst nach einem Jahr. Seitdem haben wir deutlich höhere Downloadzahlen registrieren können. Insbesondere die Zusammenarbeit mit dem medienwissenschaftlichen Repositorium in Marburg, bei dem unsere Texte ebenfalls archiviert werden, zeigt deutlich die Vorteile dieser Publikationsform.


2.  Warum haben Sie sich für die cc-by-nc-sa-Lizenz entschieden?

Diese Lizenz stellt neben den üblichen Aspekten von Creative Commons sicher, dass der Text bei einer möglichen Weiterverwendung nur nicht-kommerziell verwendet wird.


3.  Würden Sie kurz erläutern, wer die Finanzierung der Open Access-Gebühr übernommen hat?

Im Rahmen meiner Publikation war ich in der glücklichen Lage, dass das Forschungszentrum für historische Geisteswissenschaften der Universität Frankfurt die Druckkosten und die Johanna Quandt Young Academy (ebenfalls Universität Frankfurt) die Open Access-Gebühren übernommen hat. 

Es gibt zwar in Frankfurt, wie an den meisten deutschen Universitäten auch, einen Open Access-Fonds, doch übernimmt dieser leider keine Kosten für Monographien und ist in den meisten Fällen sehr stark auf die Finanzierung von Texten in naturwissenschaftlichen Journals ausgerichtet. Hier müsste meiner Meinung nach eine Möglichkeit geschaffen werden, dass auch ehrenamtlich betriebene Zeitschriften einfacher an Mittel für Open Access gelangen.


4.  Welche Bedeutung hat es für Sie, dass es auch eine gedruckte und qualitativ hochwertige Ausgabe Ihres Buches gibt?

In meinen Einführungsseminaren in die Medienwissenschaft gebe ich meinen Studierenden gern die Aufgabe, sich selbst beim Lesen unterschiedlicher Medien zu beobachten und herauszufinden, welches Medium sich für welchen Modus der Lektüre am besten eignet. Ein PDF ist ein anderes Medium als ein gedrucktes Buch und bringt entsprechend auch einen anderen Modus der Lektüre mit sich, der sich in unterschiedlichen Formen der Informationsaneignung äußert. Ein PDF ist durchsuchbar und damit für selektives Lesen prädestiniert, weil ich auch in großen Mengen an PDFs schnell die für mich relevanten Stellen identifizieren kann. 

Das Buch als Ding hingegen führt mir die Sequenzialität eines Textes vor Augen: Seiten folgen aufeinander und haben eine räumliche Ausdehnung, die es möglich macht, zu wissen, wo in einem Buch sich eine bestimmte Information befindet. Das Annotieren ist sehr viel einfacher und mit mehr Haftung am Material verbunden. 

Es lassen sich sicherlich noch viele weitere Aspekte ergänzen. Mir ist es aus diesen Gründen sehr wichtig, dass meine Bücher in beiden medialen Formaten erscheinen, um für unterschiedliche Aneignungen zugänglich zu sein.

Viola Voß

1. Warum hat sich die Universitäts- und Landesbibliothek Münster dafür entschieden, OA-Enabler auch für Monografien in den Humanitites zu werden?

Die Erfahrungen mit unseren Zeitschriftenartikel-Fonds und unseren weiteren Publikationsdienstleistungen haben gezeigt, dass eine Unterstützung für die Open Access-Stellung von Monographien (und auch Sammelbänden und Beiträgen in Sammelbänden) noch ein ›weißer Fleck‹ in unserem Portfolio war. 

Von der Erweiterung unseres Fonds profitieren aber nicht nur die Geisteswissenschaften, sondern alle Fächer der WWU Münster: Das erste geförderte Buch stammte aus der Physik. 


2. Seit wann fördern Sie diesen Buchtyp als OA-Publikationen?
 

Seit November 2017.


3. Mit welchem Fördermodell arbeiten Sie ‒ und warum? Was ist Ihre Zielstellung bei der Förderung von Open Access-Publikationen?

Wir haben die Kriterien für den WWU-Fonds auf der Basis unserer eigenen Erfahrungen im Publizieren und in Anlehnung an die Vorgaben anderer Fonds selbst entwickelt. Wir möchten damit die Open Access-Stellung von Werken ermöglichen, die ansonsten vielleicht nur Closed Access erscheinen würden: Die Mittel unseres Fonds sollen diesen ›Schritt vorwärts‹ unterstützen.


4. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen?
 

Im Gegensatz zur Förderung von Artikeln in Open Access-Journals, einem recht ›normierten‹ Publikationstyp, handelt es sich bei Monographien oder Sammelbänden immer um Einzelfälle, die spezifisch betrachtet werden müssen. Somit ist der Betreuungsaufwand zum Teil deutlich höher als bei der Artikel-Förderung.

Vor allem für kleinere Verlage ist das Open-Access-Publizieren noch nicht Alltagsgeschäft, sodass z.B. die Erstellung ›sprechender‹ Angebote recht aufwendig und zumTeil mit vielen Nachfragen verbunden ist. Die Verlage, mit denen wir bislang zu tun hatten, waren aber sehr offen und kooperativ, sodass sich eine angenehme Zusammenarbeit entwickelt hat.
Die Autor_innen und Herausgeber_innen, deren Werke wir unterstützen konnten, haben sich darüber natürlich sehr gefreut.

 
5. Haben Sie für Verlage wichtige Hinweise, die wir als OA-Enabler aufgreifen sollten?
  

Wir wünschen uns weiterhin die schon erwähnte Offenheit und die Bereitschaft zu Transparenz und Kooperation: Auch das ›buchförmige‹ Open Access-Publizieren befindet sich derzeit in einer Transformationsphase, die von allen Beteiligten Mit- und manchmal auch Umdenken verlangt, um das gemeinsame Ziel zu erreichen: gute Publikationen frei verfügbar und gut auffindbar zu machen.
 

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,


Bibliotheken sind mit kollektiven Strukturen zum gemeinsamen Erwerb von Inhalten in Form von Konsortien schon länger vertraut. Crowdfunding-Modelle zur Open-Access-Stellung von Publikationen sind für Bibliotheken (und Verlage) jedoch Neuland, da es in diesem Modell nicht nur um eine gemeinsame Finanzierung, sondern vor allem um das gemeinsame Ermöglichen von Open-Access-Publikationen geht. Damit werden Bibliotheken Teil einer Akteurskonstellation im Publikationsprozess, die auch Verlage und Autor*innen umfasst.


Von vielen Akteuren getragene Projekte schonen die Budgets der Einzelnen und erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Gelingens der Vorhaben. Für alle Beteiligten wirft diese neue Form der Zusammenarbeit aber auch viele Fragen auf. Das Spektrum reicht von Fragen des Budgets, über die Qualitätssicherung, die konkreten Formen sowie die Sichtbarkeit der Kooperation. Da derzeit noch tragende Modi und Institutionen sowie das Vertrauen in diese innovative Partnerschaft fehlen, gilt es, in einen Erfahrungsaustausch zu treten, in dem alle aufkommenden Fragen, aber auch neue Modelle und Angebote, Ideen und Kritik einen Rahmen finden. Ziel des Austausches ist es, für die Zukunft belastbare Modelle und Modi des miteinander Publizierens zu entwickeln.


Die Plattform ENABLE! Bibliotheken, Verlage und Autor*innen für Open Access in den Humanities und Social Sciences verfolgt das Ziel, die Herausforderungen und Chancen, die Open Access allen Stakeholdern des Publizierens bietet, in Form eines Community-Building-Prozesses aufzugreifen und gemeinsam innovative Publikationsmodelle zu entwickeln. ENABLE! steht daher all jenen offen, die sich aktiv an neuen und partnerschaftlichen Open-Access-Projekten beteiligen und gemeinsam neue Formen des Open-Access-Co-Publishing entwickeln wollen.


Vor diesem Hintergrund laden wir ganz herzlich zum initialen Community-Building-Workshop am 28. Januar 2020 an der Universität Bielefeld ein. Dort wollen wir mit den Teilnehmer*innen Konzept und Zielsetzung der ENABLE!-Community, Partizipationsmöglichkeiten sowie konkrete Vorhaben diskutieren. Wichtig ist dabei, Potenziale und Hemmnisse für das Open-Access-Engagement auf allen Seiten zu identifizieren und gemeinsam an umsetzbaren Lösungen zu arbeiten. 

Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben, bitten wir um eine Anmeldung bis zum 20.12.2019, da die Plätze begrenzt sind. Der Workshop an sich ist kostenlos, die entstehenden Reisekosten können allerdings nicht übernommen werden.

Hier geht es zur Anmeldung.
 

Mit vielen Grüßen für die ENABLE-Community
Alexandra Jobmann


Alexandra Jobmann
National Contact Point Open Access OA2020-DE
Bielefeld University - Library
Universitätsstraße 25 – 33615 Bielefeld
Tel: +49 (0) 521/106-2546
Mail: alexandra.jobmann@uni-bielefeld.de
Twitter: @oa2020de
ORCID: http://orcid.org/0000-0001-6464-4583


Jetzt Teil der Open-Access-Community für die Geistes- und Sozialwissenschaften werden! Alle Infos unter: https://enable-oa.org/

Das Open-Access-Büro Berlin ist an der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin angesiedelt und hat am 1. September 2016 die Arbeit aufgenommen. Es informiert die Berliner Wissenschafts- und Kultureinrichtungen über die Kernziele der Berliner Open-Access-Strategie, begleitet sie bei deren Umsetzung und treibt die Vernetzung der verschiedenen Akteure voran. Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit ist der offene Zugang zu Textpublikationen wie Monographien und Sammelbände.

Es ist erfreulich, dass inzwischen viele Open-Access-Verlage Optionen für frei zugängliche und nachnutzbare Bücher bieten und dass traditionelle Verlage Open-Access-Optionen einrichten. Neue Kooperationen zwischen Hochschulen und Verlagen tragen dazu bei, dass es besonders für Wissenschaftsdisziplinen, in denen Bücher zentrale Publikationsformate sind, einfach zu nutzende und wissenschaftsfreundliche Möglichkeiten für Open Access gibt.

Beim „1. Berliner Rundgespräch Open-Access-Bücher“ im Herbst 2018 haben wir zusammen mit Berliner Universitäten kleine und mittlere deutsche Verlage eingeladen und nach dem Treffen ein positives Fazit gezogen: Gespräche und gegenseitiges Verständnis sind zentrale Faktoren für zukünftige erfolgreiche Zusammenarbeit von Hochschulen und Verlagen (1). Wir setzen dieses erfolgreiche Format Ende 2019 mit dem 2. Rundgespräch fort. Unser Wunsch nach offenen, nichtkommerziellen und wissenschaftsnahen Infrastrukturen und Services für die Publikation von Open-Access-Büchern ist eines der Themen, die wir mit den Verlagen besprechen wollen.

Der ausschlaggebende Faktor für eine gelingende Open-Access-Transformation ist, dass Open Access im Kontext von Open Science gedacht und umgesetzt wird und die Vielfalt der Forschungspraxen sowie der Publikationswege in den Wissenschaftsdisziplinen berücksichtigt. Openness muss zukünftig wichtiges Element erfolgreicher Karrierewege sein.

(1) http://www.open-access-berlin.de/news/2019-02-22-Documentation-round-table-oa-books.html

Das BMBF-geförderte Projekt OGeSoMo, „Förderung von Open Access in den Geistes- und Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Monografien“, geht von der Beobachtung aus, dass Autor_innen aus den genannten Fächern bislang wenig Erfahrung mit eigenen Open Access-Publikationen haben. Obgleich digitale Texte anderer Autor_innen zunehmend gerne rezipiert werden, unterscheiden Rezipient_innen kaum zwischen paywall- und freien Inhalten und haben nur wenig Bewusstsein für Zugänge, Lizenzen und Kosten. Hinzu kommen in den Buchfächern die traditionelle, oft persönliche, Verbundenheit mit einem Verlag und die Wertschätzung sowie das Prestige, die mit der klassischen Buchpublikation einhergehen, auf Seiten der einzelnen Autor_innen, aber auch der Fachcommunity insgesamt.

Innerhalb dieses traditionellen Modells wurden in Kooperation mit einschlägigen Verlagen 40 Titel im Open Access publiziert, um Hürden zu identifizieren, Aufklärung zu betreiben und Transparenz für den Publikationsprozess unter allen Beteiligten in einem übertragbaren Awarenessmodell zu schaffen. Die größten Hürden für OA in diesen Bereichen sind mangelnde Praxiserfahrung in technischer, rechtlicher und finanzieller Hinsicht; allen Beteiligten im Publikationsprozess fehlen Standards und transparentes Vorgehen sowie teilweise auch Akzeptanz und Neuerungswille, um geisteswissenschaftliche Literatur flächendeckend im OA zu veröffentlichen. Sowohl Verlage wie Autor*innen zeigen dabei eine große Bandbreite an Offenheit und Experimentierfreude.

Mit den Projektpartnern auf Verlagsseite, den Verlagen Barbara Budrich, Peter Lang und transcript, konnten erfahrenere Häuser gewonnen werden, die bereits einige Erfahrung und Kontakte zu den beiden großen adressierten Fachcommunities mitbringen und bereits im OA veröffentlichen. Die zahlreichen anderen einschlägigen Verlage sind in technischer und personeller Hinsicht sehr unterschiedlich aufgestellt und publizieren aus verschiedenen Gründen (noch) nicht im Open Access, wie in zahlreichen Gesprächen deutlich wurde, oder haben bereits feste Geschäftsmodelle mit kaum finanzierbaren Book Processing Charges.

Als projektbezogene Ergebnisse sehen wir die zwischen Bibliotheks- und Verlagsvertreter_innen gemeinsam erarbeiteten Materialien und gegenseitig gewonnenen Einblicke und Erkenntnisse in die je eigenen Arbeitsfelder an: Zunächst wurden Kriterien festgelegt, die verlagsgebundene und qualitätsgeprüfte OA-Publikationen erfüllen sollen, etwa die Verzeichnung und der Upload in den institutionellen Repositorien der jeweiligen Autor_innen, in ausgewählten fachlichen Repositorien, über Knowledge Unlatched in weitere Systemen sowie bei OAPEN. Auch die Erhebung von Zugriffsstatistiken sowie die Dissemination der Metadaten in weitere Verzeichnissen wurde vereinbart.

In Bezug auf rechtliche Fragen zeigt sich zwischen den Verlagen eine unterschiedliche Auslegung und Handhabung der an sich üblichen CC-Lizenzen. Verlagsverträge sind unterschiedlich ausgestaltet und weisen einen gewissen Widerspruch auf zwischen der Einräumung ausschließlicher Nutzungsrechte und anschließender Vergabe einer CC-Lizenz durch die Urheber_innen. Seitens der Urheber_innen herrschen Unsicherheit und Unkenntnis der eigenen, der übertragenen und der einzuräumenden Rechte – und ohne den konkreten Anlass eines Vertrags für eine eigene Publikation auch nur geringes Interesse, sich mit der Angelegenheit zu befassen.

Die Finanzierung der geförderten Publikationen brachte zunächst Preisunterschiede zwischen den beteiligten Verlagen und Modellen zutage; die OA-Gebühren für die nachträgliche oder die parallele Hybridpublikation eines kostenfreien E-Books betrugen zwischen 350 € und 5.000 € und wurden in allen Fällen zusätzlich zu etwaigen Druckkostenzuschüssen verlangt. Außerdem zeigte sich, dass die Verlagsarbeit häufig intransparent und die verlangten Kosten nicht nachvollziehbar für Autor_innen und Bibliotheken erscheinen.

Mit Hilfe der Anschubfinanzierung wurden einzelne geistes- und sozialwissenschaftliche Monografien und Sammelbände in den Open Access überführt. Mit diesen Projekten konnten konkrete Erfahrungen in der Umsetzung von Büchern als Open-Access-Publikationen an den beteiligten Institutionen der Universitätsallianz Ruhr (Universitäten Duisburg-Essen, Bochum und Dortmund) gewonnen werden. Diese beziehen sich auf Workflow, Lizenzvergabe und Kommunikation mit Autor_innen und Verlagen. Die Bibliothek als Geldgeberin kann und muss eine neue Rolle im Publikationsprozess einnehmen, da sie zu einem deutlich früheren Zeitpunkt als im klassischen Verfahren ins Spiel kommt und als Mittlerin und Unterstützerin zwischen Autor_in und Verlag auftreten kann. Die Kommunikation mit allen Beteiligten des Publikationsprozesses dient dazu, die jeweiligen Tätigkeiten transparent(er) zu machen, und so zur Akzeptanz von Open Access in den Buchfächern beizutragen.

Im Rahmen der Projektarbeit entstehen zahlreiche Gelegenheiten für Kommunikation mit potentiellen und erfahrenen Autor_innen: Neben dem Austausch zu geplanten Publikationen werden Materialien und Handreichungen entwickelt und in Veranstaltungen innerhalb der Universitätsallianz Ruhr verbreitet. Diese beziehen sich insbesondere auf den Aspekt der Autor_innenrechte, weitere werden sich aus den Untersuchungen zu Verbreitung und Einsatz von digitalen Texten in Forschung und Lehre sowie zur Nutzung der in den OA überführten Titel ergeben. Die Beratung durch die Bibliothek wird bei eigenen Publikationsvorhaben gerne in Anspruch genommen, besonders wichtig für die Förderung von OA ist aber die finanzielle Unterstützung der bei OA deutlich höheren Kosten als im klassischen Modell.

Im Austausch mit Vertreter_innen aus der Wissenschaft, die in eigener Forschung ebenso wie in ihrer Tätigkeit als Lehrende ein Interesse an OA haben, wird deutlich, dass nicht nur geringe finanzielle Mittel, sondern auch wenig Akzeptanz für die Kosten von verlagsgebundenen OA-Publikationen vorhanden ist. Gleichzeitig herrscht immer noch die deutlich höhere Akzeptanz von verlags- oder in Reihen eingebundenen Publikationen gegenüber der kostenlosen E-Publikation im universitären Repositorium vor, dabei spielt es keine Rolle, ob diese Publikation eine eigene oder eine fremde ist: Wahrgenommen wird ein digitaler Text durchaus, aber akzeptiert wird er nur über die bekannten Verzeichnissysteme, die von Buchhandel und Bibliothekswesen geprägt sind und überwiegend kostenpflichtige Texte verzeichnen sowie einen Verlags- oder Reihentitel enthalten. Dieses Dilemma kann nur innerhalb des fachwissenschaftlichen Diskurses gelöst werden, weshalb die Bibliothek ihre Rolle weiterhin als Aufklärerin über Kosten, Lizenzen und transparente Leistungen und damit im Bereich der Qualität(sicherung) wissenschaftlicher Publikationen sieht. Benötigt wird eine wissenschaftsinterne Diskussion darüber, was eine digitale wissenschaftliche Publikation zu einem zitierfähigen Text macht, sonst bleibt es bei der Verwechslung von Open Access mit „einfach ins Netz gestellt“.

 

Autorenbild Rösch

Was sind die größten Herausforderungen für die OA-Transformation in den Geistes- und Sozialwissenschaften aus Sicht der Bibliotheken?

Ich möchte die Beantwortung konkret mit einem beispielhaften Blick auf die Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie meiner Universität, die Universität Leipzig, beginnen:

Die Publikationen dieser Fakultät verteilen sich etwa zu gleichen Teilen auf Veröffentlichungen von Zeitschriftenartikeln auf der einen und auf Monografien und Beiträge in Sammelbänden auf der anderen Seite. Veröffentlicht wird in rund 100 Verlagen, darunter  zahlreiche z. T. sehr kleine Verlagen und Fachgesellschaften, die nur eine Zeitschrift oder Reihe verlegen. Ein relevanter Teil der Publikationen – in Zeitschriften und Monografien erscheint immer noch ausschließlich in gedruckter Form.

Damit sehe ich drei wesentliche Herausforderungen für die OA-Transformation in den Geistes- und Sozialwissenschaften:

  1. Die Entwicklung von tragfähigen OA-Modellen im Monografien-Bereich:
    Setzt man hier, analog zum Zeitschriftenmarkt, auf publikationsbasierte Modelle, braucht es angemessene und transparente Kosten- und Finanzierungsstrukturen. Geht man den Weg, dass Bibliotheken – unabhängig vom Publikationsoutput der eigenen Einrichtung – kollaborativ oder konsortial die OA-Stellung von Büchern finanzieren, müssen hierfür zwischen den Bibliotheken verbindlichere Strukturen der Kostenverteilung etabliert werden.
  2. Die Vielzahl der Akteure in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Verlagslandschaft mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen:
    Es ist notwendig, auch kleinere Verlage und Herausgeber_innen zu ermächtigen, die OA-Transformation professionell zu gestalten. Insgesamt müssen verbindliche Standards in den Prozessen und Nachweisen etabliert werden, damit Bibliotheken diese Inhalte verwalten und nachweisen können. So nützt es – überspitzt gesagt – wenig, wenn ein engagierter Verlag seine Hauszeitschrift als PDF ohne persistenten Identifier und maschinenlesbare Metadaten auf seiner Website frei veröffentlicht.
  3. Die Motivation der Wissenschaftler_innen:
    Anders als im STM-Bereich sind aufgrund der spezifischen Verlagslandschaft die Auswirkungen der Zeitschriftenkrise mit ihren Preisexplosionen auf dem Publikationsmarkt geringer. Die Notwendigkeit einer umfassenden Transformation des Marktes scheint demnach weniger zwingend. Hier braucht es also andere Anreize und Argumente, um die Forschenden für die OA-Transformation zu begeistern und für ihre Mitwirkung im Transformationsprozess zu werben. Daneben setzt OA das elektronische Publizieren voraus, welches aber noch nicht von allen Wissenschaftler_innen gewünscht wird.

Was ändert sich durch Open Access an Ihrem Selbstverständnis?

Alles – oder vielleicht auch nichts. Nichts, weil die OA-Transformation die Funktion der Bibliotheken, nämlich die umfassende Literaturversorgung, konsequent weiterführt. Und alles, weil der Weg, wie diese Literaturversorgung als Open Access gewährleistet werden kann, dazu führt, dass das Verhältnis der Bibliotheken sowohl gegenüber den Verlagen als auch gegenüber der Wissenschaft neu justiert wird. Insgesamt werden die Bibliotheken deutlich selbstbewusster, fokussierter und stärker aus der OA-Transformation herausgehen als sie hineingegangen sind.

Welcher Tricks bedarf es, um kollaborative Open Access-Projekte mit anderen Bibliotheken und Verlagen praktisch umzusetzen?

Ziel sollte nicht sein, Bibliotheken „auszutricksen“, sondern kollaborative OA-Projekte so zu gestalten, dass sie überzeugend. Dazu gehört:

  • Transparente Kostengestaltung: Es muss nachvollziehbar sein, wie Preise sich zusammensetzen und wie sich die Kosten  durch die Anzahl der Beteiligungen für die einzelne Einrichtung verändern.
  • Fachliche Qualität & inhaltliche Relevanz: Es darf nicht der Eindruck entstehen, Verlage nutzen dieses Modell als „Resterampe“ für ansonsten schwer verkäufliche Titel.
  • Unkompliziertes Prozedere: Der Verwaltungsaufwand für die Bibliotheken muss gering sein.
  • Modulare Angebote: Es muss auch für kleine Häuser mit geringen Etats möglich sein, sich zu beteiligen.

Außerdem denke ich, dass es der Bereitschaft zur Beteiligung zuträglich wäre, die Beteiligung an der Finanzierung der OA-Stellung am Produkt, am besten in den Metadaten, sichtbar zu machen, beteiligt war. Dass das gerade bei großen kollaborativen Modellen eine Herausforderung ist, ist mir bewusst.

Welche Empfehlungen haben Sie in diesem Zusammenhang für Verlage und Bibliotheken?

Die Beteiligung an (kollaborativen) OA-Produkten ist eine fachliche Entscheidung und sollte daher von den entsprechenden Entscheidungsträger_innen (etwa Fachreferent_innen) getroffen und möglichst über die Fachbudgets finanziert werden. Um die Nachhaltigkeit solcher Modelle zu sichern, müssen sie sich inhaltlich tragen und bewähren – und damit mehr sein als eine politische Geste.

Daneben wünsche ich mir eine Diskussion über Strukturen einer verbindlicheren Kostenverteilung zwischen den Einrichtungen – damit verbunden ist auch die Frage, welche Rolle hier Landes- und Staatsbibliotheken in der Literaturversorgung haben können und wie die Forschungsförderung OA-Publikationsmodelle jenseits der APCs unterstützen kann.

Zentral aber ist, dass OA-Inhalte, insbesondere wenn eine unmittelbare eigene finanzielle Beteiligung vorliegt, zwingend in die Kataloge der Bibliotheken gehören – unabhängig davon, ob dies über die Verbünde, die Indexanbieter oder Plattformen wie das DOAB passiert. Diese Inhalte gehören zum Bestand und müssen sichtbar und suchbar sein.