Das iRights.Lab vergibt zum ersten Mal den Enter-Award. Warum und mit welchen Erfahrungen, dazu antwortet Projektleiterin Anne Lammers.
1. Welche Hauptziele verfolgt iRights.Lab und welche Rolle spielt Open Access dabei?
Das iRights.Lab ist ein Think Tank zur Entwicklung von Strategien und praktischen Lösungen, um die Veränderungen in der digitalen Welt vorteilhaft zu gestalten. Wir sind im besten Sinne unabhängig und fühlen uns ganz besonders dem öffentlichen Interesse verpflichtet.
Inhaltlich beschäftigen wir uns beispielsweise mit Fragen der digitalen Demokratie und Partizipation bei digitalen Beteiligungsprozessen sowie verbesserten Rahmenbedingungen für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Weitere Schwerpunkte unserer Arbeit sind Regulierungsfragen in Ländern, im Bund und auf europäischer Ebene. Open Access und offene Bildungsmaterialien (OER) sind für uns im iRights.Lab seit unserer Gründung eine grundsätzliche Frage. Praktisch alle von uns umgesetzten Publikationen, Webseiten und Online-Projekte veröffentlichen wir unter freien Creative-Commons-Lizenzen.
Zu unseren aktuellen Projekten gehören die Entwicklung eines OER-Prüfinstruments und einer OER-Policy für die Senatsverwaltung Berlins, zudem führen wir in diesem und vielen anderen Projekten seit vielen Jahren Weiterbildungsveranstaltungen, Schulungen und Trainings zu OER und Open Access durch, u. a. auch im Rahmen unserer iRights.Lab Academy. Darüber hinaus beteiligt sich das iRights.Lab an der Finanzierung und dem Betrieb von iRights.info, der Informationsplattform zum Urheberrecht und Datenschutz, in Kooperation mit dem iRights e. V. mit besonderem Themenschwerpunkt zu Open Access.
2. Warum wurde der Enter-Award ins Leben gerufen? Welche Lücke soll dieser schließen?
Der Enter-Award – als Förderprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) – hat in erster Linie eine Wertschätzung all derjenigen zum Ziel, die die Idee des freien Wissens in die Breite tragen. Das heißt, uns ging es nicht darum, einzelne Publikationen, die Open Access publiziert wurden, inhaltlich zu bewerten. Vielmehr wollten wir diejenigen ehren, die oft im Hintergrund ganz wichtige Arbeiten erledigen, ohne die Fortschritte im Bereich Open Access kaum möglich wären und die wiederum andere inspirieren können: Infrastrukturbetreiber*innen, Open-Access-Pionier*innen, engagierte Nachwuchswissenschaftler*innen, gut vernetzte Communities oder auch Berater*innen.
Gerade dieser Fokus auf Einzelpersonen und Personengruppen, die häufig mit unermüdlichem persönlichen Einsatz Großartiges leisten, war uns ein Anliegen – und dafür existierte bisher kein bundesweiter Wettbewerb. Der Enter-Award schließt diese Lücke und wurde im Sommer 2024 erstmalig vergeben. Unser Mission Statement dieses Jahres lautete: „Open Access hat keinen Preis. Deshalb verleihen wir einen.“
3. Welche Erfahrungen haben Sie in der ersten Runde in 2024 gemacht?
Überwiegend positive. Natürlich ist nicht gleich beim ersten Mal immer alles glatt gelaufen. Unter anderem wurden einige potentielle Bewerber*innen dadurch abgeschreckt, dass sie sich selbst bewerben müssen und hätten ein Verfahren bevorzugt, bei dem Bewerber*innen von anderen nominiert werden können. Trotzdem haben wir mit rund 90 Bewerbungen viele Menschen erreicht und wir haben aus der Open-Access-Community auch viele ermutigende Rückmeldungen bekommen. Hervorgehoben wurde insbesondere, dass der Preis Open-Access-Vorhaben in ihrer Arbeit bestärkt und ihre Sichtbarkeit erhöht.
Der Höhepunkt der ersten Runde war auf jeden Fall die Preisverleihung, auf der die diesjährigen Preisträger*innen in fünf Kategorien bekannt gegeben wurden, und zwar: DeepGreen (Kategorie: Infrastruktur), JuWissBlog (Kategorie: Nachwuchshoffnung), Open Library Badge (Kategorie: Kooperation), LMU Open Science Center (Kategorie: Kompetenzvermittlung) und FQS Forum Qualitative Sozialforschung / Forum Qualitative Social Research (Kategorie: Pionierleistung). Diese Projekte sowie alle Nominierten der Longlist und Shortlist zeigen die große Diversität an Open-Access-Initiativen – und die vielen verschiedenen Akteur*innen, die es braucht, um die Open-Access-Transformation voranzubringen.
Gleichzeitig kann ein Wettbewerb wie der Enter-Award immer nur einen Teil der vielen Anstrengungen im Bereich Open Access besonders hervorheben. Aber auch all diejenigen, die es dieses Jahr nicht in die engere Auswahl geschafft haben oder nicht im Wettbewerb berücksichtigt werden konnten, tragen natürlich Bedeutendes dazu bei, dass sich Open Access immer mehr durchsetzt.
4. Wird das Projekt in den nächsten Jahren fortgeführt? Und wenn ja, planen Sie Änderungen vorzunehmen?
Wir wollen das Projekt unbedingt fortführen, um diese positive Energie aus dem Wettbewerb und der Preisverleihung auch zukünftig in die Open-Access-Community zu bringen – und um all die hervorragenden Vorhaben zu feiern, die in diesem Jahr nicht zum Zuge kommen (konnten). Deshalb arbeiten wir derzeit mit Nachdruck an einer Verstetigung des Enter-Awards. Es wird Aufgabe der kommenden Wochen sein, alle Learnings des vergangenen Jahres systematisch zu erfassen, sie zu evaluieren und daraus Rückschlüsse für die Zukunft zu ziehen. Uns helfen dabei wertvolle Rückmeldungen aus der Open-Access-Community, das Feedback unserer wunderbaren Jury aus diesem Jahr sowie Gespräche mit den Preisträger*innen und anderen Beteiligten am Wettbewerb.
Wir sind zuversichtlich, dass wir auf Basis dieser ersten Runde und mit den geballten Erfahrungen, die wir hier sammeln konnten, ziemlich gute Voraussetzungen für viele weitere Preisverleihungen geschaffen haben!
Weitere Informationen:
Webseite: https://enter-award.irights-lab.de/
iRights.Lab / Dr. Anne Lammers
eMail: enter-award@irights-lab.de

Liebe ENABLE!-Community, liebe OA-Interessierte,
wir freuen uns, dass unser diesjähriges Get-together auf der BiblioCon in Hamburg mit 60-70 Teilnehmenden ein solcher Erfolg war! Am Stand der Dietmar Dreier Wissenschaftliche Versandbuchhandlung GmbH konnten sich alle bei O-Saft, Sekt und Brezeln in lockerer Atmosphäre austauschen und so das Netzwerk weiter stärken. Die Vielfalt unserer Community zeigte sich in der breiten Palette an Bibliothekar*innen, Verlagspartner*innen und Händler*innen, die daran teilgenommen haben.
Wir möchten uns herzlich bei allen Teilnehmenden bedanken und sind gespannt darauf, was aus dieser Zusammenkunft entsteht!
Unsere Werkstattgespräche gehen nun in die Sommerpause. Das nächste Gespräch findet am 19.09.2024 von 16:00 Uhr bis 17:30 Uhr statt. Wir begrüßen dann verschiedene Open-Access-Landesinitiativen und tauschen uns aus über Erreichtes, Zukünftiges und überwundene Hindernisse. Details geben wir wie immer im Vorfeld bekannt.
Und vielleicht treffen wir den einen oder anderen schon eine Woche vorher bei den Open-Access-Tagen. Unser Workshop "Mit Vielfalt, Souveränität und Arbeitsteilung zu nachhaltigem Open Access: Impulse aus der ENABLE!-Community" adressiert die verschiedenen Aufgaben, die die verschiedenen Stakeholder im Rahmen der Open-Access-Transformation wahrnehmen und dient dazu, die Teilnehmer*innen für Herausforderungen im Publikationsprozess zu sensibilisieren (Link zum Programm).
Wir wünschen Ihnen und Euch allen eine gute Zeit und freuen uns auf ein Wiedersehen im Herbst!
Treffen Sie uns und die Mitglieder der ENABLE!-Community einmal persönlich!
Nach dem sehr netten Beisammensein beim ersten ENABLE!-Get-together auf der BiblioCon in Hannover letztes Jahr, wollen wir das dieses Jahr gerne wiederholen und unseren persönlichen Austausch als Mitglieder oder Sympathisant*innen der ENABLE!-Community vertiefen:
Am Donnerstag, dem 06.06.2024, auf der BiblioCon in Hamburg veranstalten wir erneut ein offenes Get-together der ENABLE!-Community am Stand der Dietmar Dreier Wissenschaftliche Versandbuchhandlung GmbH (Stand Nr. 103). Ab 16 Uhr gibt es dort kalte Getränke, die Möglichkeit für uns alle, einander besser kennenzulernen und uns noch enger zu vernetzen, und natürlich jede Menge Gesprächsstoff rund um Open Access! Außerdem kann die Gelegenheit genutzt werden, sich auf den Kongressabend einzustimmen :)
Datum: 06.06.2024
Uhrzeit: 16:00-17:30 Uhr
Ort: Hamburg, BiblioCon 2024, Stand Nr. 103 (Stand der Dietmar Dreier Wissenschaftliche Versandbuchhandlung GmbH)
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Kommen Sie bzw. kommt einfach vorbei – wir freuen uns darauf, Sie und Euch dort zahlreich zu sehen!
Die Open-Access-Transformation mit kleinen und mittelständischen Verlagen voranbringen
Dies ist u.a. das Ziel des Arbeitskreises Forum 13+, einem unabhängigen Arbeitskreis von Expert*innen aus deutschen Bibliothekskonsortien.
Wie das genau funktionieren kann, stellen Ihnen und Euch die Kolleg*innen bei unserem nächsten ENABLE!-Werkstattgespräch vor:
Am 16.05.24 von 16:00 Uhr bis 17:30 Uhr soll es um die Funktion des AK Forum 13+ als Mittler zwischen Verlagen und Wissenschaftseinrichtungen zur Aushandlung von Open-Access-Verträgen/-Lizenzen gehen. Im Vordergrund stehen dabei Fragen rund um die Modellierung und praktische Implementierung von Open-Access-Transformationsverträgen sowie die Koordination von Verhandlungen mit kleinen und mittelgroßen Verlagen bzw. Fachgesellschaften. Forum 13+ sieht seine Arbeit dabei komplementär zu den Aktivitäten von Projekt DEAL.
Ein wichtiges Dokument aus der bisherigen Arbeit des AK Forum 13+ ist das Spektrum zur Bewertung von Open-Access-Transformationsverträgen und Verlagsangeboten, das sich in erster Linie an Verhandler*innen von Open-Access-Transformationsverträgen und damit an die Erwerbungs- und Lizenzierungsexpert*innen an wissenschaftlichen Bibliotheken und an Bibliothekskonsortien richtet.
Datum: 16.05.2024
Uhrzeit: 16:00 - 17:30 Uhr
Eine Anmeldung für die Werkstatt ist nicht erforderlich. Sie können/Ihr könnt über den folgenden Link teilnehmen:
https://uni-due.zoom.us/j/61895247098
Meeting-ID: 618 9524 7098
Kenncode: 871185
Wir freuen uns sehr auf Ihre/Eure Teilnahme!
Hiermit laden wir Sie und Euch herzlich ein zu unserem nächsten ENABLE!-Werkstattgespräch:
Am 14.03.24 von 16:00 Uhr bis 17:30 Uhr werfen wir einen Blick über die Grenze zu unseren Nachbar*innen in der Schweiz und schauen uns die dortige Open-Access-Landschaft an.
Zu Beginn wollen wir ganz konkret zwei spannende Entwicklungen betrachten:
Mit der Gründung des OAPublishing Collective gehen die Herausgeber*innen der Zeitschrift "MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung" nicht nur neue Wege beim Publizieren, sondern erweitern das Spektrum der gemeinschaftlich getragenen Aktivitäten um den Support und den Betrieb von entsprechender Infrastruktur, die Unterstützung bei der Erstellung von OER sowie verschiedene Open-Access-Services.
Die UB Basel verspricht sich mit dem Beitritt zur ENABLE!-Community Erkenntnisse darüber, wie Open Access zukunftsträchtig in den Bestandsaufbau integriert werden kann und welche Erfahrungen aus Deutschland auch in der Schweiz umsetzbar sein werden.
Im Anschluss erweitern wir unseren Blick auf die Länderebene und schauen uns an, mit welchen Policies, Methoden und Ideen der Schweizer Nationalfond die Open-Access-Transformation der Wissenschaft in der Schweiz (beg)leitet.
Datum: 14.03.2024
Uhrzeit: 16:00 - 17:30 Uhr
Eine Anmeldung für die Werkstatt ist nicht erforderlich. Sie können/Ihr könnt über den folgenden Link teilnehmen:
https://uni-due.zoom.us/j/61895247098
Meeting-ID: 618 9524 7098
Kenncode: 871185
Wir freuen uns sehr auf Ihre/Eure Teilnahme!
Seit nunmehr 15 Jahren veröffentlicht De Gruyter geisteswissenschaftliche Publikationen im Open Access. Wie hat sich der Markt in der Zeit verändert und wo sehen Sie den Verlag diesbezüglich in 10 Jahren?
Als ich 2012 im Lektorat von De Gruyter anfing, hatten wir gerade die ersten Open-Access-Bücher veröffentlicht und bereiteten gerade die Gründung unserer ersten Open-Access-Zeitschrift in der Linguistik vor. Zu dieser Zeit erschien weniger als eine Handvoll unserer geistes- und sozialwissenschaftlichen Neuerscheinungen OA und das blieb auch über einige Jahre so. Ich erinnere mich noch gut daran, wie aufregend es war, in dieser Phase ein Open-Access-Buch zu betreuen. Die Standards für das Impressum und die Vertragsgestaltung waren noch nicht etabliert, und das Verständnis für Creative Commons-Lizenzen zum Beispiel war nicht so weit verbreitet wie heute.
Ab 2017/2018 begann das Open-Access-Buchprogramm sich stärker und schneller zu entwickeln, aufgrund einer sich langsam, aber stetig erweiternden Förderlandschaft für Monografien und zunehmender Empfehlungen und Mandate, Open Access zu publizieren. Dies führte zu einer steigenden Nachfrage von Autorinnen und Autoren nach diesem Publikationsmodell. Bei De Gruyter veröffentlichen wir mittlerweile deutlich über 200 Neuerscheinungen im Jahr im Open Access. In einigen Fachbereichen entspricht dies mittlerweile mehr als einem Viertel aller Buchpublikationen eines Jahres. Diese Entwicklung ist natürlich fantastisch, bei genauerer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass viele dieser OA-Publikationen aus gut ausgestatteten und in häufigen Fällen mit OA-Mandaten ausgestatteten Drittmittelprojekten wie beispielsweise ERC-Projekten oder DFG-Sonderforschungsbereichen stammen.
Trotz der sehr begrüßenswerten Etablierung von OA-Monografienfonds an deutschen Universitäten ist es immer noch so, dass auch in Deutschland der Zugang zu OA-Publikationsmitteln begrenzt ist. Wir freuen uns, dass wir zumindest für einige Fachbereiche durch unsere „Transformationspakete“ eine konsortiale Finanzierung von Open-Access-Publikationen etablieren konnten. Dies ermöglicht es Autorinnen und Autoren ohne OA-Finanzierungsmöglichkeit, diesen Weg der Publikation zu wählen.
Wo werden wir in 10 Jahren stehen? Im Zeitschriftenbereich sehen wir gerade, wie herausfordernd es ist, die Open-Access-Transformation für ein überwiegend geistes- und sozialwissenschaftliches Portfolio voranzutreiben und nachhaltig sowie global zu gestalten – im Einklang mit den Publikations- und Fachkulturen. Dieser Weg ist lang, und im Buchbereich wird er sogar noch länger sein. Daher denke ich, dass wir auch in zehn Jahren in einer Realität leben werden, in der verschiedene Publikationswege und -formate nebeneinander existieren werden.
Im September haben Sie bekannt geben, dass sie die OA-Transformation im Zeitschriftenbereich bis 2028 realisieren und mit Subscribe to Open gestalten wollen. Was sind die Beweggründe dafür? Und welche Erfahrungen haben Sie mit dem Modell bisher gemacht?
Wir begannen 2018/2019, uns damit zu beschäftigen, wie wir unsere Subskriptionszeitschriften in den Open Access überführen konnten. Gut 70% unseres Portfolios sind geistes- und sozialwissenschaftliche Zeitschriften, von denen viele im 19. Jahrhundert im Zuge der Ausdifferenzierung der Wissenschaften entstanden sind. Wir schlossen erste Transformationsverträge, so genannte Publish- und Read-Abkommen, insbesondere im europäischen Ausland ab. Dadurch ermöglichten wir, Autorinnen und Autoren der teilnehmenden Einrichtungen Open Access zu publizieren.
In Deutschland, wo Springer und Wiley bereits nationale Transformationsverträge hatten, gestaltete sich die Suche nach einem passenden Modell für uns als sehr herausfordernd. Das lag vor allem daran, dass unsere Autoren- und Vertriebsstrukturen nicht übereinstimmten. Unser Ziel war es, unsere lang etablierte Allianzlizenz für die Geistes- und Sozialwissenschaften mit einer soliden Open-Access-Komponente auszustatten. Dabei mussten wir das wirtschaftliche Risiko in einem vertretbaren Rahmen halten und einen Weg finden, der den Publikationskulturen und Finanzierungsstrukturen geistes- und sozialwissenschaftlicher Periodika gerecht wurde.
Die Erfahrung zeigte, dass APC-basierte Zeitschriften in den Geistes- und Sozialwissenschaften nicht funktionierten. Um 2015 hatten wir einige solcher Zeitschriften gegründet und über mehrere Jahre versucht, diese zu etablieren - leider ohne sichtbaren Erfolg. Wir waren uns bewusst, dass insbesondere in den Geisteswissenschaften der Anteil von Publikationen, die nicht im klassischen Sinne Forschungsartikel waren, erheblich war. Diese sogenannten "non-research-Artikel" waren jedoch nicht förderfähig im Rahmen von APC.
2020/2021 begannen wir parallel, uns mit Subscribe to Open (S2O) zu beschäftigen, einem Modell, das vom US-amerikanischen Verlag Annual Reviews entwickelt wurde. S2O ermöglicht die jahrgangsweise Überführung von Zeitschriften in den Open Access, ohne Publikationsgebühren zu erheben. Gemeinsam mit dem Nationalen Open-Access-Kontaktpunkt und dem Herausgebergremium der Zeitschrift "Bibliothek Forschung und Praxis" starteten wir einen Piloten, den wir im Rahmen des HSS-Konsortiums in den Jahren 2022 und 2023 erfolgreich auf 16 Zeitschriften ausweiteten.
Diese Entwicklung bedeutete jedoch auch, dass wir als Verlag nun zwei verschiedene Transformationsansätze, also S2O und Publish & Read, verfolgten. Und dies war neben der zunehmenden wissenschaftspolitischen Dynamik Anlass, uns über ein Jahr sehr intensiv damit auseinanderzusetzen, wie die Transformation für unsere Periodika gelingen kann. Dabei analysierten wir die Strukturen unserer Autorschaft, unseres Portfolios und unserer Vertriebsmärkte. Wir führten Gespräche mit Bibliotheken und Forschungsförderern und werteten unser S2O-Pilotprogramm aus.
So sind wir zum Schluss gekommen, dass S2O das Modell ist, dass es ermöglicht, relativ zügig, also in den nächsten fünf Jahren, 270 Subskriptionszeitschriften sukzessive in den Open Access zu überführen, ohne in die bestehenden Publikationskulturen und -praxen der Zeitschriften einzugreifen und allen Autorinnen und Autoren, also unabhängig von Herkunft und Mittelausstattung, die Open-Access-Publikation zu ermöglichen und damit die Sichtbarkeit und Zugänglichkeit ihrer Forschung zu erhöhen. Erste Auswertungen unserer S2O-Pilotzeitschriften zeigen, dass sich die Nutzung im ersten S2O-Jahr im Vergleich zu den Vorjahren hinter der Bezahlschranke um das 6-fache erhöht hat. S2O ermöglicht somit genau das, was seit jeher die Kernaufgabe des Verlags ist: Die bestmögliche Verbreitung der von uns veröffentlichten Werke zu gewährleisten und Reichweite zu schaffen.
De Gruyter ist einer der führenden Verlage für Open-Access weltweit und arbeitet auch eng mit Forschungsförderern zusammen, um Open Access in der Wissenschaft zu etablieren. Was würden Sie aus dieser Perspektive sagen sind die größten Herausforderungen in der Finanzierung von Open Access?
In den vorherigen Antworten wurde bereits deutlich, dass ein egalitärer Zugang zu Open-Access-Publikationen von großer Bedeutung ist und wissenschaftsethisch geboten ist. Es besteht die Gefahr, dass der Abbau der Zugriffsbeschränkungen auf wissenschaftliche Literatur neue Hürden in den Publikationsmöglichkeiten schafft, dass die Paywall to Access durch eine Paywall to Publish ersetzt wird. Und dieser Thematik wird aktuell und zu Recht viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Aus meiner Perspektive stellt eine der Herausforderungen bei der Finanzierung von Open Access dar, dass diese national, regional oder lokal organisiert und aufgesetzt wird, während die wissenschaftliche Forschung und Kommunikation global ist. In dieser Spannung zwischen global agierender Wissenschaft und notwendigerweise national oder lokal gestalteten Förderrichtlinien und Finanzierungslogiken entstehen dann das, was ich hier als "unintended consequences" bezeichnen möchte.
Ein Beispiel aus dem Buchbereich verdeutlicht dies: Ein Beitrag eines Sammelbandes entsteht im Rahmen eines Drittmittelprojektes der Autorin. Sie hat die Auflage oder zumindest die Empfehlung, alle Forschungsergebnisse, die aus dem Drittmittelprojekt resultieren, im Open Access zu publizieren, und es stehen dafür auch Mittel zur Verfügung, ihr Kapitel im Sammelband OA zu publizieren. Dies führt dazu, dass hybride Sammelbände entstehen, in denen einzelne Beiträge hinter einer Bezahlschranke stehen, während andere frei zugänglich sind. Aus meiner Sicht ist dies keine sinnvolle Publikationsform. Der Forschungsförderer hat zwar sein Ziel erreicht, dass alle Ergebnisse der von ihm geförderten Projekte frei zugänglich sind, fördert jedoch gleichzeitig gemischte Publikationsformate, die nicht wünschens- und erstrebenswert wert sind.
Gerade deshalb ist es so wichtig, dass Wissenschaft, Forschungsförderung, Bibliotheken, Intermediäre und Verlage gemeinsam über die Ausgestaltung der Open-Access-Transformation beraten, wie es in der ENABLE Community geschieht.
Weitere Informationen:
Dr. Christina Lembrecht
Senior Manager Open Research Strategy
eMail: christina.lembrecht@degruyter.com