Dr. Sandy Lunau
wbg Publishing Services
Die wbg dringt zunehmend in das Feld des Open Access-Publishing vor. Welche Gründe dafür sind für Sie ausschlaggebend?
Als Wissenschaftliche Buchgesellschaft sind wir der Förderung von Wissenschaft und Forschung verpflichtet. Dazu zählt auch, dass die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung sichtbar und zugänglich sind. Open Access bietet das größte Potenzial, um nicht nur in der eigenen Fachcommunity, sondern auch darüber hinaus und selbstverständlich auch international wahrgenommen zu werden.
Getreu unserem Motto „Wissen teilen. Weiter denken“ teilen wir das Engagement der Open Science-Bewegung, Wissen unbeschränkt verfügbar zu machen. Es entspricht den Werten, die wir als wbg vertreten, und unserem gesellschaftlichen Auftrag, dass wir uns für einen möglichst demokratischen Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen stark machen. Open Access stellt bei diesen Bestrebungen – die Zustimmung unserer Autor:innen vorausgesetzt - das Mittel der Wahl dar.
Open Access-Publishing ist für alle Verlage eine Herausforderung grundsätzlicher Art. Welche Probleme sehen Sie und wie lösen Sie diese?
Die erste Herausforderung, die es zu bewältigen gilt, ist zweifelsohne die der Finanzierung. Auch Open Access-Publikationen werden verlegerisch betreut, fachmännisch gesetzt und müssen für eine möglichst große Verbreitung sinnvoll und langfristig platziert werden. Dadurch entstehen Kosten, die es zu decken gilt. Hier helfen langfristige Kooperationen beispielsweise mit Bibliotheken und anderen wissenschaftlichen Institutionen, die sich den gleichen Zielen verpflichtet fühlen.
Auch gegenüber innovativen Finanzierungsmodellen wie etwa dem Pledging-Verfahren, das einige Fachinformationsdienste in der Vergangenheit pilotiert haben, sind wir aufgeschlossen und haben uns erfolgreich beteiligt. Eine wichtige Stütze unserer Bemühungen im Bereich Open Access ist und bleibt aber das Print on Demand-Verfahren, das uns eine hybride Herangehensweise ermöglicht und die Werte einer Printpublikation mit den Vorteilen des digitalen Publizierens nahezu widerspruchslos verbindet.
Andere Probleme, auf die wir immer wieder stoßen, sind beispielsweise die Rechteeinholung bei der Digitalisierung älterer Titel, da sich diese durch die Vielzahl der Rollen bei wissenschaftlichen Publikationen (Herausgeber:in, Mitautor:in, Vorwortgeber:in, etc.) oftmals extrem kompliziert und langwierig gestaltet. Darüber hinaus ist die Frage der Bildrechte bei Open Access-Publikation eine Herausforderung, die letztlich nur durch eine Anpassung an die neuen Gegebenheiten wissenschaftlichen Publizierens langfristig bewältigt werden kann.
Was hat die wbg bisher aus den Open Access-Projekten gelernt?
Eine wichtige Erkenntnis, die wir aus unseren Bemühungen hinsichtlich Open-Access- Publikationen gewonnen haben, ist die, dass Open Access-Publikationen nicht zwingend in Konkurrenz zur Printausgabe stehen, sondern erstere durch die Leser:innen oft als Ergänzung und Erweiterung letzterer wahrgenommen und genutzt werden. Wir schließen daraus, dass unser hybrider Ansatz den Bedürfnissen von Autor:innen wie auch Leser:innen gleichermaßen gerecht wird, und fühlen uns in unserem Geschäftsmodell bestätigt.
Dies zeigt auch, dass Bedenken gegenüber Open Access im Hinblick auf eine mögliche Verdrängung des gedruckten Buches leicht zu zerstreuen sind. Für die wbg als Buchgesellschaft bedeutet das, dass unsere Open Access-Strategie absolut mit unserem Bekenntnis zum Kulturgut Buch zu vereinen ist.
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?
Open Access ist und bleibt integraler Bestandteil unserer Publikationsstrategie. Dazu wollen wir bestehende strategische Partnerschaften weiter ausbauen und neue hinzugewinnen. Zusätzlich ist es unser Ziel, hinsichtlich der technischen Möglichkeiten des digitalen Publizierens das Potenzial voll auszuschöpfen (Stichwort XML).
Außerdem arbeiten wir daran, unseren Autor:innen hinsichtlich des Metadatenmanagements noch bessere und weitreichendere Netzwerke und Kooperationen anbieten zu können.
Weitere Informationen:
Dr. Sandy Lunau
wbg Publishing Services
eMail: publishing@wbg-wissenverbindet.de
Wissenschaftsrat fordert: Open Access soll zum Standard gemacht werden
"Je schneller und breiter Forschungsergebnisse rezipiert und diskutiert werden, desto schneller können andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darauf aufbauen. Nicht erst durch die COVID-19-Pandemie ist deutlich geworden, dass der unmittelbare freie Zugang zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen für den Fortschritt der Wissenschaft und für die Gesellschaft von großer Bedeutung ist. Der Wissenschaftsrat tritt daher dafür ein, dass die Endfassungen (Version of Record) wissenschaftlicher Publikationen sofort, dauerhaft, am ursprünglichen Publikationsort und unter einer offenen Lizenz (CC BY) frei verfügbar gemacht werden."
(Quelle: WR, 24.01.2022)
Unser nächstes ENABLE!-Werkstattgespräch am 10.11.2022 wird sich mit dem Positionspapier des Wissenschaftsrates "Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access" aus dem Januar beschäftigen. Das hatte Anfang des Jahres für viel Wirbel und Aufmerksamkeit gesorgt und wir wollen darüber sprechen, welche praktischen Auswirkungen auf die jeweiligen Akteure im Publikationsmarkt es hat bzw. noch haben wird.
Datum: 10.11.2022
Uhrzeit: 16.00 - 17.30 Uhr
Eine Anmeldung für die Werkstatt ist nicht erforderlich. Sie können über folgenden Link teilnehmen:
https://uni-due.zoom.us/j/61895247098
Kenncode: 871185
Wir freuen uns auf Ihre/Eure Teilnahme!
Nach den OA-Tagen ist vor der OA-Week - Und dazwischen gibt es das nächste ENABLE!-Werkstattgespräch
Autor:innen und Rechtssicherheit für Open Access - Das BMBF-Projekt AuROA stellt am 13.10. zentrale Projektergebnisse vor
Das Projekt AuROA hat uns zu Beginn seiner Laufzeit schon einmal beehrt und wird beim nächsten ENABLE!-Werksttatgespräch seine Projektergebnisse präsentieren. Ziel war und ist es, modulare Musterverträge für Open-Access-Buchpublikationen zu entwickeln.
Die Ausgangslage seines Anliegens und die mögliche Lösung beschreibt AuROA daher wie folgt:
Bisher stellen Publikationsverträge nur selten Kollaborationen zwischen Partner:innen auf Augenhöhe dar. Durch Macht- und Wissensgefälle sind die Vertragsinhalte oft einseitig diktiert. Die wissenschaftspolitischen Rahmenbedingungen drängen Forschende häufig dazu, Publikationsverträge zu unterschreiben, die weder ihre Interessen berücksichtigen noch ihre Arbeit wertschätzen. Die Marktmacht einzelner Verlage wird dabei gestützt von Publikationszwängen, geringen juristischen Kenntnissen bei den Wissenschaftler:innen, fehlenden Standards und intransparenten Verlagsleistungen. Manche Verträge enthalten Verschwiegenheitsklauseln und gelten als unverhandelbar, etwa in Bezug auf die Rechteübertragung.
Die im Projekt AuROA entwickelten modularen Musterverträge sollen daher einen Beitrag für eine gleichberechtigtere, kollaborationsgetriebene Wissenschaftspraxis leisten und eine faire Zusammenarbeit zwischen Autor:innen und Publikationsdienstleistern ermöglichen. Sie sollen ebenfalls als unabhängige Referenzen der kritischen Bewertung und Verbesserung bisheriger Publikationsverträge dienen.
(Quelle: https://projekt-auroa.de/mustervertraege-fuer-open-access/)
Wie solche Musterverträge aussehen können, präsentieren uns die Kolleg*innen von AuROA beim nächsten ENABLE!-Werkstattgespräch am 13.10.2022
Datum: 13.10.2022
Uhrzeit: 16.00 - 17.30 Uhr
Eine Anmeldung für die Werkstatt ist nicht erforderlich. Sie können über folgenden Link teilnehmen:
https://hcu-hamburg.zoom.us/j/83986829529
Meeting-ID: 839 8682 9529
Kenncode: 683709
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Chancen und Herausforderungen der Open-Access-Transformation ‒ Tagesworkshop am 26.10.2022
Offene wissenschaftliche Kommunikation macht nicht an Ländergrenzen halt. Vielmehr ist der vereinfachte Austausch über nationale Grenzen hinweg eine große Chance für eine offene Wissenschaftslandschaft, besonders in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Gleichzeitig liegt in der Vielzahl verschiedener Wissenschafts- und Publikationskulturen eine Herausforderung für die Open-Access-Transformation: Wie können diese zusammenarbeiten, ohne ihre jeweilige Einzigartigkeit zu verlieren?
Im Rahmen eines gemeinsamen Workshops, veranstaltet von ENABLE! und dem deutschen National Node von OPERAS, wollen wir deshalb einen Austausch zwischen der deutschen Open-Access-Gemeinschaft im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften und weiteren Initiativen aus Europa ermöglichen. Dazu laden wir Sie und Vertreter:innen aus dem europäischen OPERAS- und Open-Access-Umfeld ein, während der internationalen Open-Access-Week gemeinsam die folgenden Punkte zu diskutieren:
● Wie stark ist der Open-Access-Gedanke bereits in der Forschungsgemeinschaft verankert?
● Wie wird die Open-Access-Transformation europaweit in den verschiedenen Forschungsdisziplinen gestaltet?
● Wie wirkt sich die Open-Access-Transformation auf die Bedarfe der Community aus?
● Welche Akteure werden dabei einbezogen und dienen diese als Multiplikatoren oder sind sie eigenständige Handlungsträger?
● Was wird benötigt, um die Transformation voranzutreiben?
Bei dem Workshop werden besonders Mittlerorganisationen wie Verlage und Bibliotheken im Fokus stehen. Weitere Informationen zum Programm folgen bald. Wir würden uns freuen, viele von Ihnen im Oktober begrüßen zu können. Die Veranstaltungssprache ist Deutsch. Um den Austausch mit Akteuren aus dem europäischen Ausland zu ermöglichen, werden einzelne Programmpunkte auf Englisch stattfinden.
Melden Sie sich jetzt an: https://us06web.zoom.us/meeting/register/tZIpfuutrD0pGdet1UPfH-mF_UVjkAPI7GqA
Bei Fragen oder Anregungen wenden Sie sich gerne jederzeit an: operas-ger@maxweberstiftung.de
Hier geht es zum Programm: https://operas-ger.hypotheses.org/1829
Entwicklung von Wissensressourcen und Stärkung von Netzwerken
Wir feiern 1 Jahr ENABLE!-Werkstattgespräche mit dem BMBF-Projekt Scholar-led Plus!!!
Das Projekt Scholar-led Plus möchte die Publikationssituation von wissenschaftsgeführten (scholar-led), gebührenfreien Open-Access-Zeitschriften und Blogs (Diamond OA) durch Wissensressourcen und Beratungsleistungen verbessern. Diese Zeitschriften und Blogs sind vor besondere Herausforderungen gestellt, da etablierte Finanzierungs- und Unterstützungsmöglichkeiten hier oft nicht greifen. Scholar-led-Publishing ist dabei als ein komplexer Managementprozess zu begreifen, für den vorhandene Expertisen und technische Lösungen gebündelt und aufeinander abgestimmt werden müssen.
Beim nächsten ENABLE!-Werkstattgespräch am 08.09.2022 stellt Marcel Wrzesinski (Projektleitung Scholar-led Plus) die Schlussfolgerungen aus der Bedarfserhebung und die geplanten Wissensressourcen vor.
Datum: 08.09.2022
Uhrzeit: 16.00 - 17.30 Uhr
Eine Anmeldung für die Werkstatt ist nicht erforderlich. Sie können über folgenden Link teilnehmen:
https://hcu-hamburg.zoom.us/j/83986829529
Meeting-ID: 839 8682 9529
Kenncode: 683709
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Katharina Schulz
Technische Informationsbibliothek (TIB)
KOALA ist ein interessanter neuer Akteur im Bereich konsortialer Open-Access-Modelle. Können Sie uns kurz erläutern, was genau KOALA ist und welche Ziele Sie verfolgen?
KOALA steht für ›Konsortiale Open-Access-Lösungen aufbauen‹ und ist der Name eines Kooperationsprojekts der Technischen Informationsbibliothek (TIB) und des Kommunikations-, Informations-, Medienzentrum (KIM) der Universität Konstanz, welches in der aktuellen Förderlinie zur Beschleunigung der Transformation zu Open Access vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für zwei Jahre gefördert wird.
Ziel ist es, gemeinsam eine nachhaltige, gemeinschaftliche Finanzierung von Open-Access-Zeitschriften und -Schriftenreihen aufzubauen, die den Betrieb ohne Kosten für Autor*innen ermöglicht. Während der Projektlaufzeit soll mindestens ein entsprechendes Konsortium zur Finanzierung von Open-Access-Periodika aufgebaut und erste Periodika auf das neue Finanzierungsmodell umgestellt werden. Darüber werden weitere Analysen durchgeführt und umfangreiche Beratung für Herausgeber*innen angeboten, die Unterstützung bei der Open-Access-Umstellung oder bei der Suche nach einer nachhaltigen Finanzierung benötigen.
Welches Defizit will KOALA ausräumen?
Traditionell finanzieren sich wissenschaftliche Zeitschriften und Schriftenreihen über (meist institutionelle) Abonnements oder den Verkauf von Einzelexemplaren. Dies schließt viele potenzielle Leser*innen aus. Für viele Open-Access-Publikationen werden hingegen den Autor*innen Kosten in Rechnung gestellt, sogenannte Article Processing Charges (APCs) bzw. Book Processing Charges (BPCs), wodurch wiederum eine Hürde für viele publizierende Wissenschaftler*innen entsteht.
Die gemeinschaftliche Finanzierung von Open-Access-Zeitschriften und -Buchreihen durch breit aufgestellte Konsortien stellt eine Alternative zum dominanten APC/BPC-Modell dar. Die durch KOALA geschaffene Infrastruktur ermöglicht eine faire und nachhaltige Finanzierung qualitätsgesicherter Open-Access-Publikationen. Sie trägt dazu bei, finanzielle Hürden für Autor*innen abzubauen und damit die Teilhabe an Open-Access-Publikationen zu erleichtern.
Wie bewerten sie Konsortien als Enabler bzw. Förderer von Open-Access-Publikationen?
Konsortien können einen sehr wichtigen Beitrag dazu leisten, die Finanzierung von Open-Access-Publikationen fairer und nachhaltiger zu gestalten, wenn sie transparent agieren und alternative Lösungen zum APC-/BPC-Modell etablieren. Des Weiteren bieten breit angelegte Konsortien auch anderen Akteuren die Möglichkeit, sich an der Open-Access-Transformation zu beteiligen: Einrichtungen, die wenig publizieren, sind durch das APC-/BPC-Modell von der Finanzierung von Open-Access-Publikationen weitestgehend ausgeschlossen.
Darüber hinaus erhöhen konsortiale Lösungen wie KOALA die Planungssicherheit für Bibliotheken, da die Kosten für die vereinbarte Laufzeit feststehen. Durch die Vereinfachung der Abrechnung im Vergleich zu APCs/BPCs reduzieren sie außerdem den Verwaltungsaufwand.
In KOALA sehen wir eine neue Form des Intermediärs zwischen Qualitätsinhalten und Open-Access-Förderung. Inwiefern unterscheidet sich KOALA von anderen, bereits bestehenden Institutionen?
KOALA liegt in der Hand von zwei vertrauten, nicht-kommerziellen Akteuren, die an ihre langjährigen Erfahrungen in den Bereichen Bibliothekskonsortien und Open Access anknüpfen, und soll als dauerhafter Service aufgebaut werden, wenn es ein hinreichendes Interesse gibt.
KOALA ist explizit daran interessiert, auch bestehende Publikationen ohne Autor*innenkosten, z. B. sogenannte Diamond Open Access Journals, in eine nachhaltigere Finanzierung aufzunehmen. Wir sind im Austausch mit verwandten Initiativen im In- und Ausland und sind an Kooperation und am Erfolg vieler verteilter, an einem gemeinsamen Ziel orientierten Initiativen interessiert.
KOALA trägt somit dazu bei, Publikationsinfrastrukturen in den Händen der Wissenschaft aufzubauen und zu stärken. Dadurch, dass sich auch andere Akteure sowie Privatpersonen an den Konsortien beteiligen können, schlägt KOALA außerdem eine Brücke in andere gesellschaftliche Bereiche und ermöglicht eine breite Teilnahme an der Open-Access-Transformation.
Weitere Informationen:
Katharina Schulz (Pronomen: sie/ihr | pronouns: she/her)
Technische Informationsbibliothek (TIB)
Konsortiale Open-Access-Lösungen aufbauen (KOALA) | open-access.network
Bereich Publikationsdienste
eMail: katharina.schulz@tib.eu
www.tib.eu
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